Die Engel-Apotheke Mindelheim zählt zu den ältesten Apotheken der Region:
Bei den Nachforschungen von Wilfried Rampp, Inhaber bis 1999, über den Werdegang der Engel-Apotheke in Mindelheim gelang es, bis ins Jahr 1626 einen Nachweis für eine Apotheke in Mindelheim zu führen und ab 1750 lückenlos zu belegen. Nachfolgend sind die Daten, die aus einem kleinen, gedruckten Heftchen von 1986 stammen auszugsweise zeitlich geordnet. Örtliche Veränderungen und wechselnde Besitzverhältnisse werden so ersichtlich. Für das Auffinden und vor allem Lesen der alten Ratsprotokolle und Vermessungsunterlagen sei Herrn Dr. Pest herzlich zu danken, so Wilfried Rampp im „Geleitwort“ des Heftchens.
Mehr über unser „Schmuckstück“, den historischen Ausleger erfahren Sie hier:
- „Altes Schild erstrahlt in neuem Glanz“ (PDF 141KB) : Artikel der Mindelheimer Zeitung vermutlich von 1980, dem Jahr in dem die Fassade und der Ausleger renoviert wurden. Das Foto zeigt Apothekenhelferin B. Demmler mit dem Ausleger, damals noch mit weissem Kreuz auf rotem Grund.
- „Schöne Apothekenschilder“ (PDF 4,44MB): Artikel aus dem Magazin der ehemaligen Fa. Mack, in der die Autorin alte Apothekenschilder des schwäbischen Voralpenlandes vorstellt. Zu sehen ist ein Foto des Auslegers noch mit dem Originalschriftzug „A. Fahlnberg“, der Apotheker von 1906 -1932 war.
Ausleger der Engel-Apotheke in Mindelheim Richtung Rathaus (Ausleger 1870-1880 im Stil der Neo-Renaissance)
Auszüge aus den Nachforschungen von Wilfried Rampp:
1626 Amtsanzeige, Dryd der Appotegger, Im Jahre 1626 Marty
"Nachdem der wohledel Herr Sebastian Sauerzapf, bayer. Rat, auch Pfleger der Stadt u. Bürgerschaft Mindelheimbs, wie auch Bürgermeister u. Rat besagter Stadt Mindelheimb aus allerhand Bewegungen für gut geacht u. angesehen die Appotegge allhier zu Mindelheimb visitieren u. reformieren zu lassen."
Diese Jahreszahl bestätigt auch Dr. Oskar Pfrenger in "Die Apothekenverhältnisse in Bayern", so daß 1626 wohl als Gründungsjahr der Engel-Apotheke angenommen werden kann.
1664 Stadtarchiv Mindelheim II E 8
Steyer daarlegung fol. 19 b:
Closter Viertel: Hans Melchior Pfister, Apotheker
1 Haus: 800 Gulden
thuet sambt der Brotsteuer: 2 Gulden 6 Kreuzer 6 Heller
1750 bis 1772 mehrere Protokolle erwähnen
Georg Antoni Jacob, Rathsmitglied und Apotheker
Johann Michael Kaltenberger, Rathsmitglied und Apotheker
Stefan Ungers, Apotheker
Frau Apothekerin Ungerin
1777 Mehrere Ratsprotokolle über Maria Anna Kaltenberger, unter anderem folgende Publikation vom 13.12.1780
"Des gndsten Befehls von der Churfürstlich höchsten oberen Landesregierung: ...mit dem weiteren an die Apothekerin beschehenen Auftrag, daß sie unter wehrenden Zeit eines Vierteljahres ihre Apotheke solchergestalten herstellen solle, auf daß sonach hierbey beywesend eines auswertigen unparteyischen Apothekers eine genaue Visitation ..."
Auf Grund des oben zitierten Befehls von 1777 wurde eine einfache und stilmäßig in diese Zeit passende Inneneinrichtung angefertigt (Spätbarocke Arzneischränke um 1780).
1780 Am 13. Dezember legte Johann Baptist Sipple folgenden Eid ab und führte die Kaltenbergsche Apotheke bis 1786.
"Ich schwör zu Gott und allen Heiligen einen leibl. Eyd, daß ich als hiesiger Apotheker Provisor die unter Handten habende Apotheken gethreulich und fleissig versehen, alle Medicamente nach der Ordination der Recepten gethreulich herstellen und in denen Apotheker Taxen niemanden im geringsten übernehmen wolle noch solle dieses, so wahr mir Gott helfe und alle seine Heiligen."
1783 Die Bekanntgabe einer gut eingerichteten Apotheke wird in einer Verordnung vom 20. Oktober festgehalten.
Verbunden damit, oder kurz danach, ist auch der Umzug in das bis heute bestehende Anwesen Maximilianstr. 55 erfolgt, da laut Professor Zoepfl die Apotheke im Rathaus untergebracht war und dieses 1779 abgebrochen wurde.
1786 bis 1810 Ratsprotokolle und Stadtarchiv erwähnen
Apotheker Provisor Johann Georg Schmid
Franz Xaver Hinterkircher, Apotheker
1818 Vermessungsamt
Verzeichnis der Bürger, welche daselbst Güter besitzen...
vom 6. Juli 1818 nach Hausnummern: 45 Xaver Hinterkirchern Apotheker (=heute Maximilianstr. 55). Laut Brunnenmaier, Seite 530, wurde er am 3.11.1818 zum Magistratsrat gewählt.
Engel Apotheke Spätbarocke Einrichtung um 1780
Foto © privat
1820 Georg Fuchs, Apotheker, erwähnt in einem Stadtplan und Ratsitzungsprotokoll vom 6.2.1823
1833 StadtarchivVolksbeschrieb der kk. Stadt Mindelheim vom 6.2.1823, III. Mühlviertel Hs. Nr. 55 von Valta Theobald, Apotheker.
1834 Vermessungsamt: Liquidationsprotokoll vom 28.2.1834 S. 455 ff Hs. Nr. 45 Theobald Valta, Apothekergerechtsame, Lit 55 Gebäude mit realer Apotheke I. Besitzstand: Pl Nr. 146 18 Dezimal Wohngebäude mit Viehstallung und Hofraum, 147 18 Dezimal Wurzgarten beim Haus
Nach diesem Kauf im Jahre 1825 dürfte Apotheker von Valta die bis heute vorhandene Einrichtung im klassizistischen Stil eingebaut haben.
1854 Stadtarchiv Mindelheim II E 13:
Steuerbuch 1853/54 Nr. 55 Valta Theobald, Apotheker.
Nachfolger sind laut Einwohnermeldeamt Mindelheim:
Anton von Valta Apotheker, geboren 13.1.1830 in Mindelheim gestorben 11.5.1900
Alfons Glasl Apotheker, geboren 20.5.1868 Landshut
Robert Fischer Apotheker, von diesem wurde die Apotheke für 250.000 Goldmark erworben durch
Bürgerrecht Mindelheim am 19.12.1913
Gestorben 1933 in Mindelheim (=80 Jahre im Besitz der Familie Fahlnberg).
Postkarte Engel-Apotheke vermutl 1920 Töchter 1 Stock A Fahlnberg 1906 bis 1933
Foto © Privat
Apothekerin, geboren 11.3.1907 in Mindelheim
der in zwei Bauprojekten 1979 und 1989 die Apothekenräume maßgeblich gestaltet hat (siehe Fotogalerie unten).
Weitere Fundstücke für Mindelheimer Geschichtsinteressierte: Wussten Sie, dass ...?
Herr Josef Hölzle hatte diese Filial-Gründung von 1842 des Mindelheimer Apothekers von Valta in einem Zeitungsartikel von 1992 erwähnt und beschreibt darin weiter die damalige medizinische Versorgung.
Das gleiche Foto verwendet das Büchlein „Mindelheim in alten Ansichten- zum 150 jährigen Jubiläum der Sparkasse Mindelheim“ (1998, Text: Erwin Holzbauer)
Herr Holzbauer schreibt darin: „Kornstrasse nach Süden um 1875, r. vorn Apotheker Schütz“. W. Rampp recherchierte: „Laut Herrn Holzbauer hat dieser dann an Apotheker Meßmer verkauft, der damit in das Gebäude der jetzigen Marien-Apotheke zog.“
W. Rampp notierte zu vorliegender Postkarte, datiert und gestempelt 1910: „Laut Angabe von Frau Reisacher aus Oberauerbach war der Kartenunterzeichner Josef Reisacher, der Chauffeur des Arztes, der im 2. Stock seine Praxis hatte.“ Anm.: Im 1. Stock sind rechts Alexander.
Fahlnberg (1906 – 1933 Apotheker der Engel-Apotheke), links dessen Frau und Töchter (Irmingard und Herta im Kleinkindalter) zu sehen.
Postkarte Engel-Apotheke vermutl 1920 Töchter 1 Stock A Fahlnberg 1906 bis 1933
Foto © Privat